Geschichte der erotischen Kunst by Eduard Fuchs

Geschichte der erotischen Kunst by Eduard Fuchs

Autor:Eduard Fuchs
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Albert Langen


158. Die Dirne und der Narr. Holzschnitt von Peter Flötner

Ein vornehmer und sehr schöner Jüngling führte die Tochter von Nereo de’ Pazzi heim, eines Florentiner Edelmannes, der durch seine Trefflichkeit unter seinen Zeitgenossen hervorstach. Nach einigen Tagen kehrte die junge Frau der Sitte gemäß in das väterliche Haus zurück, aber nicht lustig und guter Dinge, wie es die andern zu sein pflegen, sondern traurig und bleich und ließ den Kopf hängen. Von der Mutter heimlich in eine abgelegene Kammer gerufen und gefragt, ob alles gut gegangen sei, antwortete das junge Ding weinend: »Wie soll das wohl möglich sein! Ihr habt mich ja nicht mit einem Mann verheiratet, sondern mit einem, der kein Mann ist; denn er hat nichts oder zu wenig von jenem Gewissen, um dessentwillen man sich verheiratet.« Sehr niedergeschlagen über das Mißgeschick ihrer Tochter teilte die Mutter ihrem Gemahl die Sache mit, und kurz darauf wurde die Geschichte, wie es so kommt, unter den Verwandten und den Frauen, die sich zum Bankett eingefunden hatten, bekannt, und bald war das ganze Haus von Trauer und Schmerz erfüllt, weil, wie man sagte, das schöne Mädchen nicht verheiratet, sondern geopfert worden sei. Endlich traf der Gatte ein, dem zu Ehren das Mahl angerichtet war, und als er alle mit tränenvollen und niedergeschlagenen Blicken sah, fragte er, erstaunt über den unerwarteten Anblick, was denn geschehen sei. Niemand wagte die Ursache des Schmerzes zu bekennen, endlich aber sagte einer, der freimütiger war, die junge Frau habe berichtet, es sei mit seiner Männlichkeit schlecht bestellt. Lebhaft rief da der junge Mann: »Das kann nie und nimmer der Grund sein, der Euch so niedergeschlagen macht und das Mahl stört. Diese Anschuldigung wird schnell widerlegt sein.« Alles, Männer und Frauen, setzte sich an die Tafel und das Mahl war schon fast beendet, als der junge Mann sich erhob und sagte: »Ich höre, daß man mich einer gewissen Sache anklagt, und rufe Euch zu Richtern darüber an.« Damit zog er ein hervorragend schönes Glied hervor (damals trug man nämlich kurze Kleider), legte es auf die Tafel und fragte die Anwesenden, die alle durch die Neuheit des Verfahrens und die Größe des Gegenstandes betreten waren, ob sie sich darüber beklagen, oder es zurückweisen würden. Der größere Teil der Frauen wünschte, daß ihre Männer so gut bei Sache wären, und sehr viele Männer fühlten sich durch dieses umfängliche Werkzeug besiegt, alle aber wandten sich gegen die junge Frau und machten ihr Vorwürfe wegen ihrer Dummheit. Doch sie rief: »Was schmäht und tadelt ihr mich denn! Unser Esel, den ich neulich auf dem Lande sah, ist nur ein Tier und hat ein so langes Glied (dabei streckte sie den Arm aus), und mein Mann hier, der ein Mensch ist, hat nicht halb so viel.« Das einfältige Kind glaubte, die Menschen müßten reichlicher in dieser Beziehung ausgestattet sein, als die Tiere.

Eine Probe aus der Fazetiensammlung des berühmten Heinrich Bebel zeigt, daß die Deutschen nicht viel zahmer in ihrer Schwankliteratur waren. Gleich am Beginn steht der folgende »Spruch einer Jüdin«:

Vor einiger Zeit war ich in dem Städtchen Hechingen, welches im Herrschaftsgebiete der Grafen von Zollern liegt.



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